Vortrag: Nikolas Lelle
Beginn des Vortrags: 19 Uhr
Die Deutschen und ihre Arbeit. Eine Geschichte des Stolzes. Eine Geschichte der Abwertung. Eine Geschichte des Antisemitismus, die im Nationalsozialismus tödlich wurde. »Deutsche Arbeit« sollte der Volksgemeinschaft dienen und wurde zum Instrument von Ausgrenzung, Verfolgung und Vernichtung. »Arbeit macht frei« zum zynischen Programm des Nationalsozialismus.Der Vortrag führt in die Geschichte und Gegenwart dieser Ideologie ein. Er zeigt, wie die Überhöhung von Arbeit als kultureller Wert schon früh antisemitische Züge annahm. Wer nicht indieses Bild passte, wurde als fremd, nutzlos oder gefährlich erklärt. Im Nationalsozialismus erreichte diese Idee ihren mörderischen Höhepunkt: Arbeit wurde zum Kriterium der Zugehörigkeit – und zur Waffe gegen die als »Nicht-Arbeiter« oder »Schädlinge« markierten Jüdinnen und Juden.
Gleichzeitig wurde Arbeit im Inneren der Volksgemeinschaft zum Mittel der Aktivierung. Arbeit sollte nicht nur Last sein, sondern Einsatz, Dienst, Opferbereitschaft. Millionen Deutsche wurden aufgerufen, ihre Arbeitskraft voller Hingabe einzubringen – für die Volksgemeinschaft. Diese
Ideologie schuf daher Bindung, formte Gemeinschaft, und legitimierte Gewalt und Vernichtung im Namen einer höheren Arbeitsethik.
Der Vortrag fragt auch nach der Gegenwart: Wie viel von diesem Denken über Arbeit, Leistung und Zugehörigkeit lebt bis heute fort? Wo werden die Fremdbilder der Nationalsozialisten wieder aktualisiert? Welche Spuren hat die Verknüpfung von Arbeit, Gemeinschaft und Identität hinterlassen?
An diesem Abend spricht Nikolas Lelle über die Geschichte eines Topos, der nicht nur die Vergangenheit prägt. Es geht um Arbeit als Mittel der Disziplinierung, um ihre Rolle im antisemitischen Vernichtungsprojekt – und um die Frage, wie tief diese Vorstellungen in unser Denken eingeschrieben sind.
Organisiert durch:
Referat Politische Bildung