Antifa – ein Thema, das anhaltend die Gemüter erhitzt. Während #dankeantifa ein Dauerbrenner der sozialen Medien bleibt, wird auf der anderen Seite, mal mehr mal weniger engagiert, das Verbot der „Antifa“ gefordert, als handele es sich um eine homogene, in sich geschlossene Gruppe. Dabei ist, selbst bei denen, die die Bereitschaft haben, den faschistischen Tendenzen unserer Zeit zu trotzen, gar nicht immer so klar, was denn das bedeutet, gegen den Faschismus zu kämpfen, also antifaschistisch zu handeln.
Dem Antifaschismus werden von seinen Verfechtern gerne viele positive Eigenschaften zugesprochen, manchmal gesteigert bis zu der Vorstellung, Antifa sei revolutionär und würde schon selbst die Bewegung sein, welche die falschen Verhältnisse abschaffen will, zumindest aber dieser angehören. Demgegenüber erwies sich der historische Antifaschismus weniger bestimmt: Der Kampf gegen den Faschismus hatte immer schon trotz der anhaltend kleinen Zahl von Antifaschist:innen viele Gesichter und er war und ist bisweilen effektiv, ganz ohne ein revolutionäres Potenzial zu besitzen.
Antifa ist die Sache der Menschen, die sich gegen die gesellschaftliche Vernichtung der Menschen stellen wollen. Es ist die Sache derer, die den Tod hassen und das Leben lieben.
Vor 15 Jahren, in der Nacht vom 23. auf den 24. Oktober 2010, wurde der 19-jährige Kamal K. im Park in der Nähe des Leipziger Hauptbahnhofes von den Neonazis Marcus E. und Daniel K. durch mehrere Messerstiche ermordet.
Daniel K., der während der Tatnacht sowie bei seiner Verhaftung einen Pullover mit dem Schriftzug „Kick off Antifascism“ trug, hatte Kamal mit einem Pfefferspray die Möglichkeit zur Verteidigung genommen, als dieser einem Freund zu Hilfe kommen wollte. Marcus E., der erst kurz zuvor aus der Haft entlassen worden war, nutzte die Situation aus und stach Kamal nieder. Marcus E. wurde wegen Mordes zu 13 Jahren Haft mit anschließender Sicherheitsverwahrung, Daniel K. wegen gefährlicher Körperverletzung zu drei Jahren Haftstrafe, verurteilt. Mittlerweile befindet sich Daniel K., der Sohn eines Leipziger Kriminalbeamten, wieder auf freiem Fuß.
In Leipzig wurden seit 1990 mindestens zehn Menschen Todesopfer rechts-motivierter Gewalt – bundesweit gab es seitdem über 200 weitere Morde.
Wir wollen, dass Menschen wie Kamal K. nicht vergessen werden, Menschen, die nicht ins Weltbild von deutschen Täter*innen passten und deshalb ihr Leben lassen mussten. Niemand ist vergessen, nichts ist vergeben.
Ein autonomes, antifaschistisches Gedenken ist aber mehr als nur das Erinnern an vergangene Verbrechen. Es ist eine aktive, kritische Praxis, die sich gegen die Verharmlosung, Instrumentalisierung und das Vergessen stellt. Doch um wirklich etwas zu verändern, reicht es nicht, nur in Gedanken dabei zu sein oder auf Institutionen zu vertrauen. Es ist notwendig, sich autonom antifaschistisch zu organisieren – jenseits von Ritualen und eines allgemeinen Habitus. Nur durch eigenständiges Agieren, durch direkte Interventionen und solidarisches Eingreifen können wir den rechten Strukturen entgegentreten. In der Praxis heißt das: Wir müssen aktiv gegen rechte Strukturen vorgehen, sie sichtbar machen und ihnen entgegenstehen.
Darum wird anlässlich des 15. Todestages von Kamal K. dieses Jahr eine autonome, antifaschistische Demo am 25.10.2025 um 14:00 Uhr in Leipzig stattfinden, die eingebettet ist in zwei Antifa-Wochen.
Kommt zur Mobi-Veranstaltung am 16.09.2025 um 19Uhr im AZ Conni. Kommt zur Demo am 25.10.2025 nach Leipzig.
Nähere Informationen findet ihr unter: www.rassismus-toetet-leipzig.org und www.alea-le.org
Organisiert durch:
Rotes Dresden