In den vergangenen Dekaden schienen autoritäre Bewegungen unaufhaltsam auf dem Vormarsch zu sein; ob Islamismus, autokratische Staatsmänner, sog. „rechtspopulistische“ Parteien oder verschwörungsideologische Bewegungen. Liberale, Linke und Wissenschaft stehen diesem Ansturm hilflos gegenüber und fragen sich, wie sich diese erschreckenden Entwicklungen erklären lassen. Ihre altgedienten Gegenstrategien, wie Aufklärung, Skandalisierung oder Bildung laufen angesichts von Faktenresistenz und Verschwörungswahn ins Leere. Hier könnte ein Rückblick auf die Theorie der autoritären Charakterstruktur, wie sie in erster Linie von der Kritischen Theorie erarbeitet wurde, hilfreich sein. Von Wissenschaft und Medien lange Zeit als „längst widerlegt und veraltet“ ad acta gelegt, verzeichnet dieser Ansatz, im Angesicht der trostlosen Entwicklungen, seit einigen Jahren wieder ein vermehrtes Interesse. Der Vortrag will einen Überblick über das Konzept der autoritären Persönlichkeiten bieten und eine Diskussion über deren Aktualität anstoßen.
Es spricht Jens Benicke, der 2020 den Aufsatz „Einen neuen Kosmos entfalten. Über die schlechte Aufhebung der antiautoritären Bewegung“ im Sammelband „Konformistische Rebellen. Zur Aktualität des autoritären Charakters“ veröffentlicht hat.
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