Rundgang zur Verfolgung und Vernichtung der Jüdinnen und Juden in Dresden 1933 – 1945

27. Oktober 2024
14:00 - 17:00
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Rundgang und Gespräch mit den Autor*innen des Audio-Stadtrundganges audioscript

Mir wurde ein Gebetsmantel über den Kopf gestülpt, man gab mir zwei silberne Thorakronen in die Hand, schob mich an das zur Straße führende Fenster und ‚schaukelte‘ mich mit Schlägen im Fenster hin und her, wobei die unten stehende Volksmenge in frenetisches Johlen ausbrach. Diese Prozedur mußte ich noch auf einem Stuhl stehend mehrmals wiederholen, wobei sich der Mob auf der Straße noch mehr ergötzte. Nach dieser ‚Volksbelustigung‘ durfte ich mich setzen. Es war nun gegen Mittag. Um 1.00 Uhr kam ein Polizei-Lastauto, und die SS- und Gestapo-Männer luden die Gemeindeakten- und Karteien sowie die Kultgegenstände auf und fuhren weg. Um 2.00 Uhr kam das Gefängnisauto, die sogenannte ‚Grüne Minna‘, und wir wurden abtransportiert.1

Während der Novemberpogrome 1938 kamen reichsweit 1500 Menschen ums Leben. Sie waren erschlagen, niedergestochen, auf der Straße oder in Haft misshandelt und zu Tode geprügelt worden. Andere hatten sich aus Angst das Leben genommen. 191 Synagogen wurden in Brand gesteckt, weitere 1215 Synagogen und Betstuben sowie etwa 7500 Geschäfte und Wohnungen geplündert und zerstört, jüdische Friedhöfe und andere Einrichtungen der Gemeinden verwüstet. In den Tagen danach verhaftete die Gestapo etwa 30 000 jüdische Männer und verschleppte sie in die Konzentrationslager Buchenwald, Dachau und Sachsenhausen.

Anlässlich des bevorstehenden 86. Jahrestages der Novemberpogrome lädt das Autor*innenkollektiv des Audio-Stadtrundganges audioscript zur Verfolgung und Vernichtung der Jüdinnen und Juden in Dresden 1933 – 1945 zu einem gemeinsamen Rundgang und Gespräch.

Bitte mitbringen: Smartphone, Kopfhörer und mobile Daten.

Dauer: 14-17 Uhr

Treffpunkt: 14 Uhr an der Stele in Erinnerung an die Alte Synagoge (Am Hasenberg).

audioscript zur Verfolgung und Vernichtung der Jüdinnen und Juden in Dresden 1933 – 1945: www.audioscript.net

Die Veranstaltung ist Teil der Reihe „Auseinandersetzungen mit der Gegenwart des Antisemitismus“.

Mit finanzieller Unterstützung von MONOM – Stiftung für Veränderung

1 aus dem Bericht von Leo Jehuda Schornstein vom 26. Juli 1970 an Adolf Diamant, siehe Track Nummer 2 „Eine neue Synagoge“

Organisiert durch:

Kosmotique
terminal.digital